Die aktuelle Situation in Istanbul ist nach wie vor extrem angespannt. Als der Gezi-Park in Istanbul gewaltsam geräumt wurde, sind mehrere hundert Menschen teils schwer verletzt worden. Bis in die frühen Morgenstunden hinein lieferten sich Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei. Ministerpräsident Erdogan wich dabei nicht von seinem harten Kurs ab. Die Polizei ging mit großer Brutalität gegen die Menschen vor, setzte Gas und Wasserwerfer ein. Unter den Verletzten befindet sich auch die Grünen-Politikerin Claudia Roth, die aus Solidarität mit den Demonstranten nach Istanbul reiste. Bei einem Tränengas-Angriff wurde auch sie verletzt. (Foto: Tear Gas used on İstiklâl Caddesi near Taksim Square – Gezi Park, İstanbul (c) Flickr.com/ Alan Hilditch).
Zahlreiche Videos dokumentieren das brutale Vorgehen der Polizei im Zuge der Proteste in der Türkei im Juni 2013. Anfangs ging es nur um den Schutz des Gezi-Parks in Istanbul, längst sind die Unruhen aber zu einem politischen Statement geworden – gegen das aktuelle Regime unter Erdogan. Mit einem demokratischen Rechtsstaat hat das derzeitige Handeln der Staatsmacht wenig zu tun. Eine ernsthafte Dialogbereitschaft liegt in weiter Ferne. Unterdessen spitzt sich die Lage immer weiter zu. Von Istanbul aus haben sich die Unruhen ins ganze Land ausgebreitet. In zwei dutzend weiteren Städten gingen die Menschen auf die Straße, um gegen Erdogan zu demonstrieren und um seinen Rücktritt zu fordern. Auch in Deutschland zog es viele Menschen türkischer Abstammung auf die Straße, um Solidarität mit den Landsleuten in der Türkei zu zeigen.
Proteste 2013 auch im Social Web
Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sind weit mehr als nur eine Kommunikationsplattform. Während der Proteste dienen sie als wichtiges politisches Instrumentarium, durch das sich Menschen austauschen, Bilder unverfälscht mit der Welt teilen und die Proteste koordinieren. Betroffene schildern ihre eigene Sichtweise der Dinge, um den Druck auf Erdogan zu erhöhen.