Jörg Kachelmann ist frei! Diese Meldung beherrscht seit gestern die deutsche Medienlandschaft. Gespannt warteten dutzende Journalisten und neugierige Passanten, bis der Wetter-Moderator die JVA Mannheim verließ. Das tat er allerdings nicht durch einen Hinterausgang, sondern präsentierte sich den wartenden Menschen. Eine Stellungnahme gab er nicht ab, dafür brachte sein Anwalt jedoch zum Ausdruck, dass Kachelmann den Gefängnis-Angestellten und Mithäftlingen für die vorzügliche Behandlung danken möchte.
Dass die Haftentlassung aus juristischer Sicht schon lange nötig war, ist nicht von der Hand zu weisen. Jörg Kachelmann saß vier Monate lang in Untersuchungshaft, obwohl die Beweise im angeblichen Vergewaltigungsfall äußerst dürftig waren. Jetzt gilt es, intensiv an seinem Image zu arbeiten, das in den letzten Monaten stark gelitten hat. Eine medienwirksame Entlassung aus der Haft ist da der erste, wichtige Schritt.
Körpersprachen-Experten untersuchten im Nachhinein jede einzelne Sequenz der Kamera-Aufnahmen und stellten fest, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. In einem weißen Shirt, das symbolisch für Unschuld steht, verließ der frisch-rasierte Kachelmann die JVA Mannheim. Vor allen Kameras und Fotografen umarmte er einen Gefängnis-Angestellten. Das hätte er natürlich auch hinter verschlossener Tür machen können, doch dann hätten es die Kameras nicht einfangen können. Auch die Tatsache, dass er in einem Auto davonfuhr, das keine getönten Scheiben hatte, hat seinen Grund: so konnte den Medienvertretern gezeigt werden, dass er nichts zu verbergen hat und sich nicht zu verstecken braucht. Dennoch war Jörg Kachelmann anzumerken, dass die letzten Monate hart waren. Er hat deutlich abgenommen und sein Lächeln wirkte mehr als erzwungen. Bis zur Verhandlung Anfang September hat er nun Zeit, sich zu erholen und die Geschehnisse seit seiner Verhaftung im März aufzuarbeiten.