Eigentlich wollte das ZDF nur eine Reportage mit dem umstrittenen Autor Thilo Sarrazin drehen, doch dann artete das Vorhaben aus. Reporter des Fernsehsenders begleiteten Sarrazin durch Kreuzberg, einem Berliner Stadtteil, in dem besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Nach seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ beherrschte Thilo Sarrazin über Wochen, gar Monate hinweg die deutsche Medienwelt und musste jede Menge Kritik und Drohungen einstecken.
Nicht anders erging es ihm in Berlin Kreuzberg, wo sein Besuch selbstverständlich nicht unbemerkt blieb. Menschentrauben entstanden und vor allem Bewohner mit Migrationshintergrund sahen sich provoziert. In einem Dönerladen weigerte sich der Besitzer, Herrn Sarrazin zu bedienen. Er hatte Angst, die Situation könne eskalieren – schließlich wartete eine große Gruppe aufgebrachter Menschen vor seinem Laden. In der Kritik steht vor allem das ZDF, das das Ausmaß des Vorhabens hätte vorhersehen müssen. Auch lange nach der abebbenden Debatte um die deutsche Migrationspolitik, die durch Thilo Sarrazin ins Rollen gebracht wurde, scheint das Thema noch immer brandaktuell zu sein. Hätte Sarrazin den Besuch in Kreuzberg meiden müssen? Oder hätte das ZDF von solch einem riskanten und sicherlich provokanten Vorhaben in Berlin absehen müssen?