Lipoprotein(a), kurz Lp(a), ist ein spezieller Lipoproteintyp, der eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen kann. Menschen mit erhöhten Lp(a)-Werten haben ein deutlich höheres Risiko für Atherosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Dieser Artikel beleuchtet die Gefahren von Lp(a), seine Rolle als unabhängiger Risikofaktor und gibt Empfehlungen, wie Betroffene mit erhöhten Werten umgehen können. Auch berichten wir über den Stand der Forschung in Bezug auf mögliche Therapieansätze.

Was ist Lipoprotein(a)?

Lipoprotein(a) ist eine modifizierte Form des Low-Density-Lipoproteins (LDL, bekannt als „schlechtes Cholesterin“). Es besteht aus einem LDL-Partikel, das mit einem zusätzlichen Protein, dem Apolipoprotein(a), verbunden ist. Die Struktur von Apolipoprotein(a) ist genetisch bestimmt, und die Lp(a)-Konzentration im Blut wird größtenteils durch die Gene festgelegt. Umweltfaktoren wie Ernährung oder Bewegung haben nur begrenzten Einfluss auf die Lp(a)-Werte.

Warum ist Lipoprotein(a) gefährlich?

Erhöhte Lp(a)-Werte tragen zur Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, da Lp(a):

  • Atherosklerose fördert: Lp(a) kann sich in den Arterienwänden ablagern und so Plaques bilden. Diese Plaques verengen die Gefäße und behindern den Blutfluss, was das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.
  • Entzündungen verstärkt: Lp(a) hat entzündungsfördernde Eigenschaften, die die Instabilität von Plaques fördern können, sodass diese leichter reißen und Gefäßverschlüsse verursachen.
  • Die Gerinnung fördert: Apolipoprotein(a) ähnelt strukturell Plasminogen, einem Protein, das für die Blutgerinnung zuständig ist. Dadurch kann Lp(a) die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen.

Risikoabschätzung:
Ein Lp(a)-Wert von über 30 mg/dL (75 nmol/L) wird als erhöht angesehen. Werte über 60 mg/dL (150 nmol/L) gelten als signifikant erhöht und können das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall um das Zwei- bis Vierfache steigern.

Lipoprotein(a) als unabhängiger Risikofaktor

Lp(a) wird von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und der American Heart Association (AHA) als unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anerkannt. Anders als LDL-Cholesterin oder andere bekannte Risikofaktoren wird der Lp(a)-Wert nicht durch klassische Maßnahmen wie Diät, Sport oder die Einnahme von Statinen signifikant beeinflusst.

Studien zeigen, dass Menschen mit familiär erhöhtem Lp(a) ein höheres Risiko haben, auch wenn andere Cholesterinwerte normal sind. Deshalb wird empfohlen, den Lp(a)-Wert mindestens einmal im Leben zu bestimmen, insbesondere bei familiärer Vorbelastung oder einer unerklärten frühen Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Was können Betroffene mit erhöhten Lp(a)-Werten tun?

Trotz der genetischen Veranlagung gibt es Maßnahmen, um das Risiko zu senken:

Klassische Risikofaktoren minimieren

Da Lp(a) nicht direkt gesenkt werden kann, ist es entscheidend, andere beeinflussbare Risikofaktoren zu kontrollieren:

  • LDL-Cholesterin senken: Eine aggressive LDL-Senkung mit Statinen oder PCSK9-Hemmern kann das Gesamtrisiko reduzieren.
  • Blutdruck optimieren: Eine gute Blutdruckkontrolle verringert das Risiko von Gefäßschäden.
  • Rauchstopp: Rauchen verstärkt Entzündungen und Schäden in den Gefäßen.
  • Diabetes: Eine stabile Blutzuckerkontrolle minimiert vaskuläre Schäden.

Ernährung anpassen

Auch wenn Lp(a) kaum auf die Ernährung reagiert, können eine herzgesunde Ernährung und antientzündliche Lebensmittel das Gesamtprofil verbessern:

  • Mehr ungesättigte Fettsäuren (z. B. aus Avocado, Olivenöl, Nüssen, fettem Fisch)
  • Weniger gesättigte Fettsäuren und Transfette
  • Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Hafer, Bohnen und Gemüse

Medikamente und neue Therapien

  1. PCSK9-Hemmer: Diese Medikamente senken primär LDL-Cholesterin, haben aber in Studien auch gezeigt, dass sie den Lp(a)-Wert um bis zu 25 % reduzieren können.
  2. Antisense-Therapie (z. B. Pelacarsen): In der Entwicklung befindliche Medikamente, die gezielt die Produktion von Apolipoprotein(a) in der Leber hemmen, könnten zukünftig eine spezifische Behandlung für hohe Lp(a)-Werte darstellen.
  3. Lipoprotein-Apherese: In besonders schweren Fällen, wie bei familiärer Hyperlipoproteinämie, kann eine Lipoprotein-Apherese (eine Art „Blutwäsche“) helfen, Lp(a)-Konzentrationen zu senken.

Regelmäßige ärztliche Kontrolle

Menschen mit erhöhtem Lp(a) sollten engmaschig von einem Kardiologen überwacht werden, insbesondere wenn weitere Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen.

Fazit und Ausblick

Lipoprotein(a) ist ein bedeutender, oft unterschätzter Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Obwohl Lp(a)-Werte genetisch bedingt und kaum durch Lebensstilmaßnahmen beeinflussbar sind, können Betroffene ihr Risiko durch die Kontrolle anderer Risikofaktoren, eine herzgesunde Lebensweise und gezielte medizinische Therapien erheblich reduzieren. Die zukünftige Entwicklung von spezifischen Lp(a)-senkenden Medikamenten bietet zudem vielversprechende Perspektiven. Einige vielversprechende Medikamente befinden sich bereits in der Verprobung und könnten in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Einige davon können die Werte um bis zu 90% senken.

Lassen Sie Ihren Lp(a)-Wert überprüfen, insbesondere bei familiärer Vorbelastung oder bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, um frühzeitig präventive Maßnahmen ergreifen zu können.

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