Die Model WG auf ProSieben ist zu Ende und ab nächster Woche wird stattdessen die neue Staffel von Germany’s next Topmodel gesendet. Grund genug für viele, die Model WG als Vorgeplänkel zu sehen.
Offenbar scheint es unter den großen Zeitungen und deren Online-Ausgaben als „in“ und „angesagt“ zu gelten, Castingshows schlecht zu machen. Zugegeben: DSDS, Popstars oder eben auch die Model WG glänzen nicht gerade durch horizonterweiternde Botschaften oder sozialkritische Statements, die intellektuelle Dialoge bei den Zuschauern initiieren. Sollen sie ja auch nicht. Schließlich dienen diese Shows der einfachen Unterhaltung und ermöglichen es stressgeplagten Zuschauern, den Sorgen des Alltags mal für eine Stunde zu entfliehen.
Auf welt.de heißt es beispielsweise: „Dass es sich bei dieser so genannten Reality-Soap also bloß um einen Lückenfüller handelte bis „Germany’s Next Topmodel“ mit Heidi Klum wegen der Babypause wieder starten kann, war schnell klar. Das Ganze war bloß ein Etikettenschwindel, das Shooting eine Beschäftigungstherapie.“ Und es geht noch einen Schritt weiter: „Mit einer bedingungslosen Hingabe, wie sie sonst nur den Taliban nachgesagt wird, stürzten sie sich in jedes Foto-Shooting.“ Da fragt man sich zu Recht, warum eine Show wie die Model WG so zerrissen wird. Wer eine anspruchsvolle Sendung sehen will, schaltet eben auf einen anderen Sender. Wer aber eine mehr oder weniger unterhaltsame Show sehen will, der schaut sich nun mal die Model WG an. Die Selektionshoheit der Programmwahl liegt beim Zuschauer.
Auch der Stern lässt kein gutes Haar an der Model WG: „Bei der quotenstarken Mutter-Sendung „Germanys Next Top Model“ sind sie irgendwann ausgeschieden. Ihre Weiterverwertung suggeriert nun zugleich, dass man nie aufgeben soll. Selbst den Gescheiterten winkt noch eine Chance. Die jungen Frauen sind so preiswert wie Laien, bringen aber im Idealfall dennoch schon etwas Erfahrung oder gar ein paar Fans mit, die einschalten.“
Natürlich möchte auch focus.de nicht beim Lästern fehlen. Ähnlich wie auf den Konkurrenzportalen wird hier die Model WG als langweiliges Ersatzprodukt für Germany’s next Topmodel gesehen: „Schlangen, Ziegen und eine Gewinnerin. Wie ProSieben mit einer Ersatzdroge die Zeit verkürzt, bis Domina Heidi wieder die vokale Peitsche schwingen darf.“
Amüsant ist jedoch die Vorstellung, dass die verschiedenen Redakteure vor dem Fernseher sitzen und die Model WG sehen „mussten“, um dann einen möglichst niederschmetternden Bericht zu schreiben. Vielleicht hatten sie ja sogar Freude daran und konnten mal den Stress ihres Jobs hinter sich lassen. Wenn nächste Woche Germany’s next Topmodel startet, dürfen sie wieder vor dem Fernseher Platz nehmen: Zettel und Stift nicht vergessen!